Homöopathie bei der Bekämpfung von Epidemien

Warum soll man die Ebola-Epidemie eigentlich nicht homöopathisch erfolgreich bekämpfen können? Schließlich war dieses Vorgehen ja schon immer bei Epidemien erfolgreich, sagt der DZVhÄ, warum dann nicht auch hier?

In Kürze

Frau Bajic führt im Zusammenhang mit dem Einsatz homöopathischer Ärzte in Liberia aus, die Homöopathie habe sich bei der Bekämpfung von Cholera, Diphterie und Gelbfieber bewährt. Damit hat sie ohne Zweifel Recht – wenn man das 19. Jahrhundert betrachtet, wie das die Literaturstellen tun, die der DZVhÄ als Belege für diese Äußerung aufführt. Aber auch nur dann! Aderlass, Brech- und Abführmittel waren die gängigen allopathischen Therapien, unter denen recht hohe Todesraten auftraten. Aber die Medizin hat inzwischen große Fortschritte gemacht, die Homöopathie hingegen weniger, so dass die Aussage von Frau Bajic heute nicht mehr zutrifft. Ganz finster wird es, wenn man die neueren Quellen betrachtet, auf die sich der DZVhÄ bezieht.

In Länge

Angeblich auf Betreiben der WHO haben lokale Ärzte in Liberia verhindert, dass ein vierköpfiges Ärzteteam aus Europa, USA und Indien mit dem Ebola-Virus infizierte Patienten homöopathisch behandelt (Link). Also, um es sich auf der Zunge zergehen zu lassen: ‚Schwarzafrikanische‘ Ärzte der konventionellen Medizin haben ein ‚westliches‘ Team daran gehindert, eine Therapie anzuwenden, deren Wirkungsweise wissenschaftlich nicht erklärt werden kann. Es ist noch gar nicht sooo lange her, da war das immer anders herum, da brachte der Weiße Mann die Segnungen seiner fortschrittlichen Medizin zum Leidwesen des lokalen Schamanen oder Medizinmannes ‚zu den rückständigen Wilden in den Busch‘, die dann Schlange standen, um der Segnungen teilhaftig zu werden.

Die Zeiten haben sich offensichtlich geändert. Zumindest für viele von uns, für andere vielleicht weniger, wie wir gleich sehen werden.

Aus skeptischer Sicht gab es natürlich eine Menge Kommentare, die hier auf dem GWUP-Blog (Link) zusammengetragen sind. Für die Homöopathen ist das Geschehen jedoch einigermaßen unverständlich, wie der Deutsche Zentralverband homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) in seinem jüngsten Newsletter und auf seiner Webseite schreibt (Link), Denn…

„Unsere Erfahrung aus der Behandlung anderer Epidemien lässt den Schluss zu, dass eine homöopathische Behandlung die Sterblichkeitsrate der Ebola-Patienten signifikant verringern könnte“, urteilt Bajic. Dokumentiert ist der erfolgreiche Einsatz von Homöopathika zum Beispiel bei Cholera, Diphterie oder auch Gelbfieber.“

Dazu gibt es dann einen Link auf eine Webseite des DZVhÄ, auf der einige Quellen aufgelistet sind, die diese Behauptung der Vorsitzenden offenbar belegen sollen.

Dann schauen wir doch einmal nach…

Schon auf den ersten Blick müssen wir Frau Bajic Recht geben. Die Homöopathie hat bei der Bekämpfung von Epidemien Erfolge vorzuweisen – allerdings nur, wenn man das 19. Jahrhundert betrachtet und die Ergebnisse der Homöopathie mit den damaligen üblichen Behandlungen der konventionellen Medizin vergleicht. Alle beim DZVhÄ genannten Veröffentlichungen zu den von Frau Bajic angegebenen Krankheitsbildern beziehen sich nämlich mit einer Ausnahme auf diesen Zeitraum. Offenbar hat niemand gemerkt, dass seither – gemessen an den Fortschritten der Medizin und der Naturwissenschaften – eine sehr lange Zeit verstrichen ist.

Die Quellen sind bezüglich Cholera:

  • Eine Abhandlung über die Cholera-Epidemie in Peru 1991-1992. Diese Arbeit werden wir eingehender betrachten.
  • Eine Abhandlung aus dem Jahr 1849 über eine Cholera-Epidemie in Cincinnatti, Ohio (USA)
  • Eine Abhandlung über die Bekämpfung der Choleraepidemien im 19. Jahrhundert, insbesondere in England 1854

Erstaunlicherweise werden für die anderen zwei genannten Seuchen in der Literaturliste keine direkten Quellen angegeben. Für diese Fälle wird lediglich ein Aufsatz von einem gewissen Julian Winston verlinkt [1], offenbar ein in 2005 verstorbener Homöopath aus Neuseeland. Es ist nicht zu erkennen, ob und wo diese Arbeit außerhalb des Internets veröffentlicht wurde.

In dem Aufsatz werden einige Epidemien betrachtet, bei denen homöopathische Therapien angeblich erfolgreich eingesetzt wurden, was auch vereinzelt mit Sterblichkeitsziffern illustriert wird. Der Schwerpunkt dieser Betrachtungen liegt in den rund hundert Jahren zwischen dem ersten Einsatz der Homöopathie bei der Cholera-Epidemie in Leipzig 1813 und dem Ersten Weltkrieg. Eine tiefergehende Analyse lohnt allerdings nicht. Es werden nur einige wenige Vergleichszahlen genannt, die die angebliche Überlegenheit der homöopathischen Therapie belegen sollen. Was die Basis des jeweiligen Vergleichs ist, wird nicht aufgeführt. Auch die betrachteten Epidemien erscheinen nur als eine Auswahl: Von den über 60 Epidemien, die alleine die (englische) Wikipedia für diesen Zeitraum auflistet, wird nur eine Handvoll erwähnt (Link). Als Nachweis recht unergiebig also, allerdings wird auf ein paar weitere Quellen verwiesen, die wir uns im Folgenden näher ansehen wollen.

Gelbfieber

Gelbfieber ist nach den Angaben der Wikipedia (Link) ein durch ein Virus hervorgerufenes Fieber, das in tropischen und subtropischen Gebieten von Moskitos von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die meisten Fälle verlaufen (vergleichsweise) leicht mit Fieber, Übelkeit und Erbrechen und sind dann nach wenigen Tagen ausgestanden. In 15 % der Fälle kommt es zu einer zweiten Phase, die zumeist mit Schädigungen der Leber und Blutungen der Schleimhäute verbunden ist, sowie mit massiven Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Diese Phase endet in 20 % der Fälle tödlich. Eine auf die Ursachen gerichtete Behandlung ist nicht bekannt. Man beschränkt sich auf den Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts und der auftretenden Schmerzen. Nach einer überstandenen Infektion ist man lebenslang immun gegen dieses Virus.

Winston verweist auf zwei Buchveröffentlichung, die die Gelbfieberepidemien ausführlicher behandeln, die in den 1850er Jahren in USA aufgetreten sind. Beide Werke sind dank Internet im Volltext verfügbar. Holcombe beschimpft ganz im Stile Hahnemanns die Allopathen und ihre Behandlungsweisen und gibt dann einfach eine Sammlung statistischer Mortalitätsraten an [2, S. 42], die – wen wunderts – ebenfalls die Überlegenheit der Homöopathie nahelegen.

Erst eine Abhandlung, die Neidhard 1860 veröffentlicht hat [3], erschließt uns aber, was da eigentlich womit verglichen wird. Darin heißt es (S. 30f):

„Dr. Jewell, der der Medizinischen Gesellschaft von Philadelphia über die (Gelbfieber-)Fälle berichtete, beschreibt die Behandlung wie folgt: ‚Im ersten Stadium des Fiebers wurde allgemein der Aderlass am Arm angewendet und durch Tassen am Rücken und Unterleib, sowie Brechmittel, quecksilberhaltige Abführmittel, schweißtreibende Mittel etc. (…)

Dies ist die grundsätzliche Behandlungsweise der besten allopathischen Ärzte in Philadelphia im 19. Jahrhundert (…)“

Heycombe gibt unter diesen Umständen eine Sterblichkeit für allopathisch behandelte Patienten von ca. 44 % an, wobei er die Ergebnisse mehrerer Ereignisse zusammenfasst. Er nennt im Vergleich dazu Sterblichkeit von etwa 5 % für homöopathisch behandelte Patienten. Was hat jetzt gewirkt, das Weglassen des Aderlasses, der Brechmittel und der quecksilberhaltigen Abführmittel – oder die Zuckerkügelchen?

Wir können Frau Bajic also insoweit Recht geben, dass es sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Vergleich zur zeitgenössischen Medizin bei einer Gelbfieberepidemie durchaus bewährt hatte, Homöopathen zu konsultieren. Ob das heute auch noch gilt, wo der Patient nicht mehr mit Aderlass und den anderen Brachialmitteln behandelt wird, ist doch sehr in Zweifel zu ziehen.

Diphterie

Diphterie ist gemäß den Angaben in der Wikipedia (Link) eine durch Baketrien verursachte Infektionskrankheit der oberen Atemwege, die zu lebensberohlichen Komplikationen und Spätfolgen führen kann. Sie wird von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion verbreitet und kann sich über den ganzen Körper des Kranken ausbreiten. Durch die Einführung der Impfung hat das Vorkommen der Krankheit stark abgenommen. Die Behandlung ist heute durch Antitoxin oder Antibiotikum möglich. Richtig behandelt ist die Sterblichkeit gering und die Krankheit heilt ohne große Folgen aus.

Im Verzeichnis der Studien zur homöopathischen Bekämpfung von Epidemien gibt der DZVhÄ allerdings keine Quelle an, die sich mit der homöopathischen Behandlung dieser Krankheit beschäftigt. Lediglich in dem zusammenfassenden Aufsatz von Winston [1] findet man einen Verweis auf die Sammlung statistischer Daten von Bradford [4]. Dies erschöpft sich allerdings in der Angabe, dass in der Epidemie 1862 bis 1864 in Broome County im Staat New York unter allopathischer Behandlung rund 83,6 % der Patienten verstorben seien, unter homöopathischer hingegen nur 16,4 %. Das ist alles, mehr erfahren wir hier nicht.

Wenn man allerdings Google Scholar nutzt und nach ‚Diphteria Homeopathy‘ sucht, dann findet man eine weitere Abhandlung von Neidhard, die die Diphterie zum Inhalt hat [5]. Dort finden wir zur allopathischen Behandlung diese Angaben:

„Bevor ich zur speziellen homöopathischen Behandlung dieser Krankheit [der Diphterie] komme, möchte ich einen kurzen Blick auf die älteren und neueren allopathischen Behandlungsweisen werfen.

Dr. Bretonneau. Reichlicher allgemeiner und lokaler Aderlass, Brechmittel, Zugpflaster (‚blisters‘) und Senf-Fußbäder wurden ohne Erfolg verschrieben. Von 21 Betroffenen entronnen nur drei dem Tod.

Die Behandlung mit Quecksilber, die er dann verfolgte, brachte kein besseres Ergebnis‘. Große Mengen von Calomel waren in einzelnen Fällen erfolgreich…“

Quecksilber wurde angewandt bis Blutungen auftraten (‚mercurial hemorrhages‘). Calomel, Quecksilber(I)-chlorid, war ein für viele Anwendungen gebräuchliches Heilmittel (Link). Der Rest der Beschreibung der allopathischen Behandlung liest sich wie ein Streifzug durch den Chemiebaukasten: Neben Rhizinusöl (Abführmittel) , Alaun (Kalium-Aluminium-Sulfat), Silbernitrat, Quecksilbernitrat, Kupfersulfat, Salzsäure, Kaliumchlorid, Kalziumchlorid, werden Terpentinöl, Ammoniumcarbonat, Borax und noch einige mehr erwähnt, aber diese Aufzählung soll hier genügen.

Auch hier können wir gerne glauben, dass die Homöopathie zu besseren Ergebnissen gelangte, schon der offenbar bei den Allopathen unvermeidlichen Aderlässe, Abführ- und Brechmittel wegen. Aber das ist heute nicht mehr die Vergleichsbasis.

Cholera

Cholera ist nach den Angaben der Wikipedia (Link) eine bakterielle Infektionskrankheit vorwiegend des Dünndarms, die zumeist über verunreinigtes Wasser oder infizierte Nahrung hervorgerufen wird. Extremes Erbrechen und heftiger Durchfall führen zu einem starken Verlust an Körperflüssigkeit. Unbehandelt verläuft die Cholera bei 20 bis 70 % der Patienten, bei denen sich diese Symptome zeigen, tödlich. Letztendlich stirbt man nicht an dem Toxin des Bakteriums, sondern am Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Die wichtigste Behandlungsmethode ist daher eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Salzen. Eine Behandlung mit Antibiotika verkürzt nicht die Dauer der Erkrankung, wohl aber die Zeit, in der der Patient die Infektion weiterträgt.

Die von der DZVhÄ genannte Arbeit von SR Kirby über einen Ausbruch der Cholera in Cincinnati konnte ich nicht ausfindig machen. Zugegeben, ich habe dabei auch nicht alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, denn die Arbeit aus dem Jahr 1849 (!) entbehrt doch wohl etwas der Aktualität.

Eine weitere Quelle, die Arbeit von Leary et al. aus dem Jahr 1997, befasst sich mit einem geschichtlichen Rückblick auf den Einsatz der Homöopathie bei den Cholera-Epidemien des 19. Jahrhunderts [6]. (Hier danke ich wieder für die Unterstützung bei der Literaturbeschaffung.) Auch hier können wir uns eine tiefgehende Auseinandersetzung ersparen, denn – der Leser ahnt es vielleicht schon – über die allopathische Behandlung wird berichtet:

„Ein Faktor, der dabei eine Rolle gespielt haben muss, war, dass den homöopathischen Patienten die Excesse einer konventionellen Behandlung erspart geblieben sind. (…) Der Aderlass war in den frühen Epidemien allgemein in Gebrauch und viele Versagensfälle der Therapie wurden darauf zurückgeführt, dass das Skalpell nicht ausgiebig genug gebraucht worden war. Calomel in hohen Dosierungen war beliebt, obwohl das Gesundheitsamt (‚Board of Health‘) befand, dass es zu einer Sterblichkeit von über 70 % führte. (…)“

Hier kamen dann noch die üblichen Brech- und Abführmittel hinzu – kein Wunder dass dies nur Wenige überlebten. Aber, genau genommen hätte doch eigentlich das homöopathische Ähnlichkeitsgesetz greifen müssen: Die Mittel, die bei Gesunden Erbrechen und Durchfall hervorrufen können, hätten das hier doch auch heilen müssen? Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Heute beschränkt man sich im Wesentlichen auf den Ausgleich des Flüssigkeits- und Salzverlusts (‚Rehydrierung‘) und erreicht damit Sterblichkeitsraten von unter 1 %.

Dann wird im Literaturverzeichnis eine dritte Arbeit genannt, die sich mit der Cholera-Epidemie in Peru in den Jahren 1991-1992 beschäftigt [7]. Und wie schneidet hier die Homöopathie bei der Bekämpfung der Cholera im Vergleich zur konventionellen Medizin ab?

Schon die im Internet verfügbare Zusammenfassung klingt merkwürdig, wenn das ein Nachweis für die Wirksamkeit einer Therapie sein soll:

„Im März 1991 richtete die Hilfsorganisation Homeopathes sans Frontieres in Peru ein Unterstützungsprogramm für Choleraopfer ein, das mit Unterbrechungen acht Monate andauerte. Die homöopathische Therapie wurde in Kombination mit einer Rehydrierung verabreicht. Während die Mission andauerte, wurde eine Methode festgelegt, um die Bedeutung des Gebrauchs homöopathischer Arzneien bei der Behandlung von Cholera zu ermitteln.“

Das soll zeigen, dass die Homöopathie erfolgreich eingesetzt wurde? Aber, die Arbeit wurde in einem Journal mit Peer-review unter der Rubrik ‚Original Research and Audit‚ veröffentlicht. Dann schauen wir mal.

Die Arbeit zieht sich über sieben Textseiten hin. Der Aufbau erinnert tatsächlich an einen Forschungsbericht, wenn auch beim ersten Überfliegen der Mangel an Tabellen oder Grafiken, mit denen Ergebnisse dargestellt worden sein könnten, schon auffällig ist.

In der Arbeit wird ein Einsatz einer Organisation ‚Homeopathes sans Frontieres‚ (HSF) erwähnt. Offenbar sind die ‚Homöopathen ohne Grenzen‚ in Frankreich schon wesentlich länger aktiv als in Deutschland. Man hat mit zwei anderen Organisationen zusammengearbeitet, darunter auch die LMHI, die heuer beim Einsatz gegen Ebola in Liberia ebenfalls mit von der Partie war. Insgesamt hat man ein Team aus acht Homöopathen nach Peru gesandt, um 1991 in einer Cholera-Epidemie Unterstützung zu leisten.

Dann wird lang und breit die Geschichte der Cholera beschrieben, das klinische Erscheinungsbild mit Diagnose und Prognose, dann die verschiedenen in Frage kommenden homöopathischen Mittel mit ihren Hauptsymptomen. Darauf folgt eine Beschreibung der Mission, der Gründe dafür und der Ziele. Irgendwo steht da auch etwas von Forschung: eine doppelt verblindete placebokontrollierte Vergleichsstudie wollte man ausführen.

Endlich, man hat sich schon durch fünf der sieben Textseiten durchgearbeitet, kommt ein Kapitel ‚Methoden‘. Dort kann man lesen, woher man die Flugtickets bekam (gestiftet von der IBERIA) und wie man den Kontakt zwischen Peru und Europa aufrechterhalten hat (Amateurfunk, Fax, Telefon). Ah, ja. Dann aber jetzt: Kapitel ‚Forschungsmethodik‘. Dort sind die Institutionen gelistet, die zur Entwicklung der Methodik für diese Untersuchungen beigetragen haben. Im Kapitel ‚Ausgangsdaten‘ wird erwähnt, dass sie von 1991 stammen und nicht mit den klassischen therapeutischen Ansätzen der Homöopathie vergleichbar sind. Dennoch fand man die Daten irgendwie toll.

Aber jetzt, gegen Ende der sechsten Seite (von sieben), erfährt man schon einmal, dass die Homöopathie nur als Begleittherapie zur Rehydrierung eingesetzt werden sollte und die Homöopathen acht verschiedene Mittel zur Auswahl hatten. Dann kommen Ein- und Ausschlusskriterien. Unter ‚Behandlung‘ erfährt man, welche Mittel zur Verfügung standen und anhand welcher Symptome man den Fortschritt verfolgt hat. Man ist inzwischen auf der letzten Textseite, der Blick streift schon über das Kapitel ‚Bibliographie‘, da findet man – endlich – ein Kapitel ‚Ergebnisse und Schlussfolgerungen‘.

Da werden also jetzt die Ergebnisse dargestellt: die Erfahrung habe gezeigt, dass die homöopathische Behandlung die Besserung beschleunigt habe, welches die am häufigsten eingesetzten Mittel waren, dass die Flüssigkeitsmenge für die Rehydrierung unabhängig von der homöopathischen Behandlung war, dass es offensichtliche Fortschritte bei den Ausscheidungsprozessen und den Krämpfen gegeben hätte, dass die verwendeten Mittel mit denen übereinstimmten, die schon im 19. Jahrhundert benutzt wurden, dass man sie alle zehn Minuten verabreichen musste und dass sich die lokalen Bediensteten für die Homöopathie interessieren würden. Das steht da wirklich so in Prosa, wie ich es hier etwas abgekürzt habe, ohne eine einzige zahlenmäßige Angabe.

Dann haben wir es geschafft. Die Autoren haben eine Meisterleistung vollbracht. Ehrlich. Ich habe noch nie gesehen, dass man ein Forschungsergebnis in einer Fachzeitschrift mit Peer-Review veröffentlichen kann, ohne auch nur eine einzige Zahl anzugeben – und es dann noch schafft, als Beispiel für eine erfolgreichen Bekämpfung einer Cholera-Epidemie von einer Ärztevereinigung zitiert zu werden.

Was für einen Unsinn setzt man uns seitens des DZVhÄ da vor?

Das gleiche Autorenteam hat übrigens eine weitere Arbeit veröffentlicht, in der, zumindest dem Titel nach, wirklich über eine placebokontrollierte Studie berichtet wird [8]. Hier genügt uns aber die Zusammenfassung:

„Eine Pilotstudie über die homöopathische Behandlung der Cholera in einer Epidemie in Peru zeigte vermeintlich, dass diese erfolgreich war. Eine nachfolgende doppelt verblindete Studie zeigte keinen Unterschied zwischen einer aktiven homöopathischen Behandlung und Placebo. Es traten mehrere technische Probleme auf.“

Was vermuten Sie, warum hat der DZVhÄ diese Arbeit nicht in seine Literaturliste aufgenommen?

Zusammengefasst

Insgesamt ergibt sich das Bild, das zu erwarten ist. Gegen die Medizin des 19. Jahrhunderts konnte die Homöopathie durch Weglassen der Brachialmethoden der zeitgenössischen Medizin schon punkten – aber die Zeiten haben sich geändert. Mit Verdunstungsrückständen von destilliertem Wasser und medizinischem Alkohol auf Zucker sind halt keine großen Erfolge mehr zu erzielen.

Und, lieber DZVhÄ: Wenn Ihr die Welt schon verscheißern wollt, gebt Euch wenigstens mehr Mühe!

Literatur

[1] Winston J: Some History of the treatment of Epidemics with Homeopathy, keine Veröffentlichungsdaten bekannt, Link zum Volltext

[2] Holcombe WH: Yellow Fever and ist homoeopathic treatment, New York, Philadelphia und Boston1856 Link zum Volltext

[3] Neidhard C: On the Efficacy of Crotalus Horridus in Yellow Fever, New York, 1860, Link zum Volltext

[4] Bradford DL: The Logic of Figures or Comparative Results of Homoeopathic and Other Treatments, Boericke und Taflel, Philadelphia 1900, Link zum Volltext

[5] Neidhard C: Diphteria, as it prevailed in the united States from 1860 to 1866, its nature and homeopathic treatment, New York, 1867, Link zum Volltext

[6] Leary B. The homoeopathic management of cholera in the nineteenth century with special reference to the epidemic in London, 1854. Med Ges Gesch. 1997;16:125-44. Link zum Abstract

[7] Gaucher C, Jeulin D, Peycru P, Pla A, Amengual C: Cholera and homoeopathic medicine, The Peruvian experience‘, British Homeopathic Journal 82 (1993); pp. 155-163, Link zum Abstract

[8] Gaucher C, Jeulin D, Peycru P, Amengual C: A double blind randomized placebo controlled study of cholera treatment with highly diluted and succussed solutions, British Homeopathic Journal 83 (1994) 3: pp. 132-134 Link zum Abstract

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35 Antworten zu Homöopathie bei der Bekämpfung von Epidemien

  1. Pingback: Neues Video von Norbert Aust: „Homöopathie bei der Cholera in Wien 1831/32“ | gwup | die skeptiker

  2. borstel sagt:

    @ Susanne Mennigke –
    „Fakt ist, dass homöopathische Behandlungen von Ärzten durchgeführt werden, die Schulmedizin studiert haben. Warum haben sie wohl den Aufwand betrieben, sich auf dem Gebiet der Homöopathie fortzubilden?
    Die Homöopathen haben also eine allopathische Ausbildung.“
    Zunächst einmal gehe ich zu Ihren Gunsten davon aus (im Gegensatz zu Norbert Aust :-), daß Sie damit meinen, daß AUCH Ärzte Homöopathie betreiben. Daß diese klassische Hochschulmedizin studiert haben, kann ich Ihnen bestätigen – allerdings liegt mein Studium einige Jahre zurück, so daß mir in Bezug auf die Wissenschaftlichkeit des Studiums mein Gedächtnis auch einen Streich spielen könnte …
    Das eigentliche Problem ist allerdings, daß auch ein abgeschlossenes Hochschulstudium nicht unbedingt davor schützt, irgendwelchen obskuren „Heils“-Lehren hinterherzurennen. Anders gesagt: Daß Ärzte mal einen Hörsaal von innen gesehen haben, spricht mitnichten für die Seriosität von Homöopathie – tutmaleid …

  3. Norbert Aust sagt:

    Frau Mennigke, ich habe Ihren Kommentar hier kopiert und schreibe meine Anmerkungen hinein:

    Die oft direkt Hass auf die Homöopathie vermuten lassende Wortwahl fördert nicht gerade eine sachliche Auseinandersetzung.
    >> Ich frage mich, aus welchen Passagen Sie auf „Hass“ (=intensives Gefühl der Abneigung und Feindseligkeit) schließen?
    Fakt ist, dass homöopathische Behandlungen von Ärzten durchgeführt werden, die Schulmedizin studiert haben.
    >> Da irren Sie sich: In Deutschland wird die Homöopathie auch von Heilpraktikern betrieben, die Medizin eben nicht „studiert“ haben, sondern im Schnellfurchgang hinreichendes Wissen angesammelt haben, das Gesundheitsamt davon zu überzeugen, dass von ihnen keine Gefahr für die Patienten ausgeht.
    Warum haben sie wohl den Aufwand betrieben, sich auf dem Gebiet der Homöopathie fortzubilden?
    >> Berechtigte Frage. Können die wesentlich besseren Abrechznungsmöglichkeiten dazu beigetragen haben?
    Die Homöopathen haben also eine allopathische Ausbildung.
    >> Nein, nicht zwangsläufig. Siehe oben.
    Wer gegen die Homöopathie ist, sollte sich doch auch mal die Mühe machen, diese zu studieren und in einer homöopathischen Praxis zu praktizieren.
    >> Haben einige von uns. Natalie Grams, Edzard Ernst …
    In Indien z. B. ist eine solche Ausbildung staatlich anerkannt
    >> Wie drückt sich diese „Anerkennung“ in Indien aus? Man kann das studieren, ja, aber wie drückt sich die „staatliche Anerkennung“ aus?
    und die Methoden werden auch im 21. Jahrhundert angewendet.
    >> Sagt nichts, ob sie auch wirken.

    Fakt ist auch, dass hierzulande Patienten in aller Regel erst zum Homöopathen gehen, wenn sie eine jahrelange Odyssee bei Schulmedizinern hinter sich haben.
    >> Können Sie das belegen?
    Und das ist nicht bei kleinen Wehwehchen
    >> Was wiederum nichts über den Erfolg aussagt.

    Homöopathie wirkt auch bei Babys und Tieren :von wegen Placeboeffekt
    >> Sie kennen Placebo by proxy? Übrigens ist der Placebo-Effekt als Erstes bei Tieren erforscht worden („Pawlowscher Hund“). Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe anderer Heilungsmechanismen (Immunsystem, natürlicher Krankheitsverlauf …), sonst wären wir schon lange ausgestorben – Tiere übrigens auch.
    Homöopathen gäbe es nicht, wenn sie nicht erfolgreich wären. Sie wären ganz schnell pleite
    >> Deshalb gibt es ja auch keine Drogenhändler, Wahrsager, keinen Schnaps, keine Zigaretten…
    Also erstmal die Homöopathie studieren und dann kritisieren.
    >> Sinnlos, wenn schon die Grundlagen der Lehre erkennbar unsinnig sind.

  4. Susanne Mennigke sagt:

    Die oft direkt Hass auf die Homöopathie vermuten lassende Wortwahl fördert nicht gerade eine sachliche Auseinandersetzung.
    Fakt ist, dass homöopathische Behandlungen von Ärzten durchgeführt werden, die Schulmedizin studiert haben. Warum haben sie wohl den Aufwand betrieben, sich auf dem Gebiet der Homöopathie fortzubilden?
    Die Homöopathen haben also eine allopathische Ausbildung. Wer gegen die Homöopathie ist, sollte sich doch auch mal die Mühe machen, diese zu studieren und in einer homöopathischen Praxis zu praktizieren. In Indien z. B. ist eine solche Ausbildung staatlich anerkannt und die Methoden werden auch im 21. Jahrhundert angewendet.
    Fakt ist auch, dass hierzulande Patienten in aller Regel erst zum Homöopathen gehen, wenn sie eine jahrelange Odyssee bei Schulmedizinern hinter sich haben. Und das ist nicht bei kleinen Wehwehchen

    Homöopathie wirkt auch bei Babys und Tieren :von wegen Placeboeffekt
    Homöopathen gäbe es nicht, wenn sie nicht erfolgreich wären. Sie wären ganz schnell pleite
    Also erstmal die Homöopathie studieren und dann kritisieren.

  5. Pingback: Hahnemanns Totenbett, Ebola und der Weltverband der Homöopathen in Köthen @ gwup | die skeptiker

  6. Pingback: Der Begriff “Schulmedizin” | Wirklich skeptisch

  7. au sagt:

    also wer meint, und dabei nicht denkt, das man mit ein paar Kügelchen einer der tödlichsten Viren abtöten kann, der muss seinem Wahn schon weit voraus getroffen haben.

  8. AlteWeser sagt:

    Sorry, ich vergaß zu erwähnen, dass ich das Beispiel „Cholera“ angesprochen hatte.

  9. AlteWeser sagt:

    Ich stelle die Todesraten noch einmal nebeneinander, um die Zahlen etwas näher zu betrachten:

    Average Homeopathic mortality: 29 %
    Average Allopathic mortality: 54 %
    Unbehandelt: 60% (Wikipedia)
    Konventionelle Behandlung heute: kleiner 1% (Wikipedia)

    Die homöopathische Behandlung halbierte die Todeszahlen. Ob es Globuli waren, oder aber die Pflege durch andere Menschen, u.a. mit ausreichender Wasserzufuhr, das vermag ich hier nicht zu sagen. Aber klingt ja schon mal gut, Todeszahlen halbiert.

    Wenn man dann aber sieht, dass die konventionelle Behandlung die Todesrate auf ein Sechzigstel reduziert, dann erkennt man, wie weit weg die Homöopathie von einer erfolgreichen Behandlung enfernt ist. Oder anders formuliert: es wäre lebensgefährlich, sich in diesem Fall homöopathisch behandeln zu lassen.

  10. Norbert Aust sagt:

    > Welche Schlüsse aus dem Artikel geschlossen werden sind daher wohl nicht mit der nötigen Sorgfalt recherchiert worden.

    Ah ja.

  11. Norbert Aust sagt:

    Herr Hümmer,

    nun begreifen Sie doch endlich! Nochmal ganz deutlich:
    Diese Zahlen beziehen sich auf eine Zeit, in der die Standardtherapie noch der Aderlass war.

    Zum Vergleich: Wikipedia sagt, heute sei die Sterblichkeit bei Cholera bei richtiger konventioneller Behandlung bei unter 1 %, nicht 32 oder über 50 % wie angegeben.

    Sie bringen es immer wieder fertig, die Bedeutung eines Gegenarguments schlicht zu ignorieren. Vielmehr bringen Sie irgendeinen neuen (Verzeihung) Schwachsinn, gerade so als hätte es den obigen Artikel und die bisherige Diskussion nie gegeben.

    Also nochmal:

    Es ist vollkommen falsch diese Zahlen auf die heutige Situation zu übertragen. Und wenn Sie das so nicht verstehen können, schlage ich vor, Sie lesen sich den obigen Artikel und die bisherigen Kommentare noch mal laut vor, am besten jedes Mal, wenn Sie selbst einen Komentar schreiben wollen. Oder Sie lassen sich das von jemandem erklären.

  12. MX sagt:

    @ Νίκη

    viele Kommentare sind völlig überflüssig

    Ihrer zum Beispiel.

  13. Selber Suchn sagt:

    @Hr. Hümmer

    Bringen Sie doch endlich mal eine Statistik, welche SCHÄDEN wir anrichten!!

    Eine Seite zum selber informieren, welche Schäden Homöopathie anrichtet:
    http://whatstheharm.net/homeopathy.html
    Scheint leider nicht mehr gepflegt zu werden.

    Oder wie wäre es hier mit?
    https://www.gutefrage.net/frage/wo-koennen-sich-opfer-von-homoeopathen-beraten-lassen

    Nutzen sie doch mal eine Suchmaschine. Evtl. gibt aus auch noch wissenschaftliche Quellen.

  14. Νίκη sagt:

    Dieser Artikel und viele Kommentare sind völlig überflüssig.

    Zumindest in Deutschland werden Aerzte dazu gezwungen schwere Infektionskrankheiten nach Maßstab geltender Medinzin zu therapieren. Homöopathie hat hier keinen Einzug erhalten. Heilpraktikern ist die Therapie der genannten Infektionskrankheiten gesetzlich eh verboten.
    Entsprechend wird es in Deutschland (und ich gehe davon aus, dass es in anderen Europäischen Ländern ähnlich ist) keine Studien, die z.B. im Maschinenbau in ihrer Evidenz genügen, zur Homöopathie bei Behandlung von schwerern Infektionskrankheiten geben. Man sollte in den entsprechenden Afrikanischen Ländern untersuchen, ob dies dort auch so ist und deswegen die Therapie nicht erlaubt wurde.
    Es wundern mich einige Kommentare von Aerzte und Apotheker (zumindest könnte man dem Namen nach darauf schliessen) hier sehr, da ich davon ausgehe, dass sie das wissen sollten.
    Welche Schlüsse aus dem Artikel geschlossen werden sind daher wohl nicht mit der nötigen Sorgfalt recherchiert worden.

  15. Hümmer sagt:

    Danke, lieber Herr Aust,
    für die phantastischen Zahlen*, die Sie so offen präsentieren (meine Zahlen bezogen sich auf einen der erfolgreichsten Homöopathen der damaligen Zeit, LIPPE (1812-1888).
    Jede allopathische Therapie und jedes allopathische Mittel wären der „wahnsinns Renner“ mit so einer Statistik wie oben!
    Und jetzt erklären Sie mir bitte noch, wie eine so überdeutliche Signifikanz mit dem Placeboeffekt bzw. dem Zuwendungseffekt der Homöopathie vereinbar sein soll!!
    *nach der entwaffnend ehrlichen Präsentation obiger Zahlen muß ich fast annehmen, dass Sie ein heimlicher Sympathisant der Homöopathie sind und sich auch nur (wie ich) für die Entschlackung der Homöopathie von überholten, nachweislich falschen Dogmen einsetzen….
    Der Häretiker

  16. Christian Becker sagt:

    Danke für den wieder einmal gelungenen Artikel.
    Obwohl es ja eigentlich traurig ist, dass solche Artikel überhaupt verfasst werden (müssen), lese ich immer wieder gerne hier um Argumente zu sammeln, warum Homöopathie aus Apotheken und Erstattungslisten von Krankenkassen verschwinden sollte.

  17. Norbert Aust sagt:

    Danke für den Hinweis. Jetzt aber die Frage: Wie schreibe ich das besser? Welche Vokabel kann ich nehmen, um den Arzt als Mitglied der früher als rückständig geltenden Bewohner Afrikas (allerdings nicht der Araber) zu charakterisieren? Ist ‚eingeborener‘ besser? Oder als ’schwarzafrikanisch‘, also mit Gänsefüßchen schreiben, wie ich das jetzt erst einmal geändert habe?

    Was ich darstellen will ist der Rollentausch, der stattgefunden hat und der sich hier deutlich zeigt – als Anspielung darauf, ich welche Richtung wir uns bewegen.

  18. Yvonne Maier sagt:

    Nur eine Kleinigkeit zum ansonsten sehr spannenden Artikel: Es gibt leider keine „schwarzafrikanischen“ Menschen. Ist mir klar, was da gemeint ist – schwarz vs. weiß, aber „Schwarzafrika“ ist ein rassistisch besetzter Begriff, den man lieber nicht verwenden sollte. Hier ein Hinweis für Journalisten: http://www.derbraunemob.info/shared/download/warum_nicht_schwarzafrikaner.pdf Nichts für ungut, aber wäre doch schade, wenn der ansonsten tolle Artikel durch diese Ungenauigkeit schlechter wird …

  19. Esoterroropfer sagt:

    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß die Irreführung nicht nur von homoöpathischen „Ärzten“ geschieht.
    Nein, es gibt genug selbstverliebte Menschen welche mit äußersten Eifer Verwandte und Bekannte „heilen“ (oft nachdem sie diese erst einmal krankgeredet haben). Ebenso scheint der Beruf der Krankenschwester und Hebamme bestens geeignet für esoterische Kurse und „Beratung“.

    Bezüglich Schäden, wenn sie die generelle Abstumpfung rationalen Denken miteinrechnen – Homoöpathen sind nicht selten auch Impfgegner. (Umgekehrt, in meiner Erfahrung ist jeder Impfgegner Homoöpath). Die Argumente sind ja schließlich die selben, und warum nicht gleich Kügelchen als Ersatz anbieten?
    Als Referenz: http://www.cbc.ca/marketplace/episodes/2014-2015/vaccines-shot-of-confusion
    Ein verantwortungsbewusster Homöopath müßte doch gegen solchen gefährlichen Mißbrauch vorgehen? Gibt es so eine Institution bei den Homöopathen, die prüft ob die Regeln der Kunst eingehalten werden? Wenn ja, durch welche Kriterien wird eine zulässige Behandlung bestimmt?
    Ich wurde wirklich gerne mal eine antwort auf diese Fragen hören, ansonsten ists unmöglich einen ernsthaften Homöopathen von einem Betrüger zu unterscheiden und es wäre zulässig Schäden von eben diesen der Homöopathie (als Ganzes) zuzuschreiben.

    Ah ja, das Perpetuum mobile prinzip find ich persönlich genial, würde aber eher skeptisch Leuten gegenüberstehen die mir eins verkaufen wollen.

  20. Ute Parsch sagt:

    Herr Hümmer,

    Beliebtheit sagt nichts über gezielte Wirksamkeit aus.

    Den Patient, der ja in aller Regel medizinischer Laie ist, interessiert eine Unterscheidung zwischen unspezifischen Therapieeffekten und gezielter (also mittelabhängiger) Wirksamkeit gar nicht. Er beurteilt „Wirksamkeit“ irrtümlich über eine irgendwann nach der Einnahme erfolgte Besserung. Es sollte Ihnen eigentlich als Mediziner irgendwann einmal erklärt worden sein, warum dies ein vollkommen inadäquates Kriterium ist.

    Aber schauen wir uns die Ergebnisse der von Ihnen zitierten Umfrage gerne noch einmal unter diesem Aspekt an: Da zitieren Sie nämlich selbst:

    „56 Prozent der Verwender gaben unter anderem Erkältungen und grippale Infekte, 30 Prozent Stärkung des Immunsystems und 24 Prozent Insektenstiche/ Sonnenbrand an. 22 Prozent sagten, dass sie Homöopathika erfolgreich bei Kopfschmerz genommen haben, gefolgt von Verdauungsbeschwerden (21 Prozent) sowie Schlaflosigkeit und Magenbeschwerden (jeweils 19 Prozent).“

    Diese Zahlen belegen:

    1) Homöopathika werden hauptsächlich bei Beschwerden angewendet, mit denen ein gesunder Körper kurzfristig selbst fertig wird. Wenn also 73% der weiblichen Bevölkerung Homöopathika anwendet, z.B. bei bei „grippalen Infekten“, dann ist es unvermeidlich, dass die allermeisten davon nach rund einer Woche bestätigen, dass es ihnen nun wieder gut geht.

    Dasselbe Ergebnis hätten wir aber auch mit Gummibärchen gehabt. Erkältungen, Kopfschmerz, Sonnenbrand und Verdauungsbeschwerden: Erlebt hier der durchschnittliche gesunde Erwachsene, dass diese Beschwerden mit der Zeit nicht besser werden? Was wird also passieren, wenn ich die Globuli dann nehme, wenn mich eines dieser 4 Problemchen plagt? Genau: Mir wird es bald danach besser gehen! Unweigerlich! So entstehen dann die Erfolgsgeschichten ala „mir hat’s geholfen“!

    2) Homöopathika bewähren sich bei diesen Alltagsbeschwerden offensichtlich wirklich nicht als Wundermittel. Nicht selten scheinen sich die Patienten hinterher dann doch noch zum Arzt begeben zu haben oder ein echtes Medikament eingesetzt zu haben: Obige Zahlen berichten von Besserungen gerade einmal bei jedem fünften Patient („22 Prozent sagten, dass sie Homöopathika erfolgreich bei Kopfschmerz genommen haben, gefolgt von Verdauungsbeschwerden (21 Prozent) sowie Schlaflosigkeit und Magenbeschwerden (jeweils 19 Prozent)“).

    Das bedeutet postwendend: 4 von 5 Patienten haben nicht einmal die Anwendung bei diesen von selbst ausheilenden Problemen als positiv erlebt. Wirklich kein spektakulär zu nennender Erfolg.

    3) Interessant ist auch das Zitat, die Patienten würden die Homöopathika zur“Stärkung des Immunsystems “ einnehmen. Im Original ist die Textstelle sogar noch problematischer: „Jeder dritte Verwender nimmt Homöpathika zur Prophylaxe ein…“

    Es erstaunt, dass Homöopathen hier nicht nervös werden.

    In der klassischen Homöopathie nach Hahnemann ist Homöopathie grundsätzlich kein prophylaktisches Verfahren. Kann sie gar nicht sein.

    Nimmt man als Gesunder Globuli, so dürfte das im Bilde der Homöopathie nicht prophylaktisch wirken, sondern müsste die entsprechenden Symptome auslösen: Der Betreffende macht eine Arzneimittelprüfung. (Siehe §32 Organon: „Jede wahre Arznei wirkt nämlich zu jeder Zeit, unter allen Umständen auf jeden lebenden Menschen und erregt in ihm die ihr eigenthümlichen Symptome“).

    Das schreibt auch die DHU, einer der größten Hersteller von Homöopathika auf ihrer Homepage: „Eine klassische homöopathische Behandlung erfolgt aufgrund der an einem Kranken genau und gewissenhaft erhobenen Symptome (und kann daher gar nicht vorbeugend gegeben werden).“

    Es ist ein ganz typisches Merkmal eines Placeboverfahrens, wenn man die „Regeln“ des Verfahrens beliebig verschieben kann (mal kann es vorbeugend gegeben werden, in den Augen eines anderen Vertreters keinesfalls) und alle „gute Erfahrungen“ machen. Bei einem echten Naturphänomen würden die Erfahrungen schlechter werden, wenn man es falsch anwendet.

    Die hier gegebenen Zahlen sind bei genauer Betrachtung also sogar ein deutlicher Hinweis auf den Placebocharakter der Homöopathie.

  21. Norbert Aust sagt:

    @ Herr Hümmer

    > Ich kann doch 100% Sterben und nahezu 100% Überleben mit homöopathischer Therapie nicht einfach auf die Seite schieben, egal zu welcher Zeit es sich ereignete?!

    Kommt darauf an, was Sie bezwecken. Wenn die Argumentation in etwa bedeuten soll dass damals, im 19. Jahrhundert die Homöopathie Vorteile gegenüber der damaligen Schulmedizin hatte, und dass dies darauf hinweist, dass die Homöopathie heute im Vergleich zur heutigen Medizin ebenso vorteilhaft abschneidet – dann ist das schlicht und einfach unzutreffend – egal wie viele Menschen gestorben sind.

    Ich würde Ihnen übrigens dieses Werk empfehlen, damit Sie Ihre Zahlen einmal richtig stellen können (siehe unter [4] in meinem Literaturverzeichnis): https://archive.org/stream/logicoffiguresor00brad#page/n10/mode/1up

    Ich greife aus diesem Zahlenwerk einmal ein paar Daten heraus

    Todesfälle pro 100 Patienten (S.14):

    Allopathische Krankenhäuser: im Durchschnitt 9 bis 10
    Homöopathische Krankenhäuser: Im Durchschnitt 4 bis 5

    Oder schauen Sie mal auf die Statistiken zur Cholera, ein Beispiel (S. 122/123):

    Allopathische Behandlung zu Hause: 3107 Fälle, davon 1231 gestorben, Anteil 32 %
    Allopathische Behandlung im Krankenhaus: 1969 Fälle, davon 1097 gestorben, Anteil 56 %

    Homöopathische Behandlung zu Hause: 2143 Fälle, davon 221 gestorben, Anteil 10 %
    Homöopathische Behandlung im Krankenhaus: 795 Fälle, dvon 256 gestorben: Anteil 32 %

    Oder Seite 131 (Immer noch Cholera):
    Average Homeopathic mortality: 29 %
    Average Allopathic mortality: 54 %

    zur Diphterie findet man (S. 181):

    Treated by Homeopathy: Cases: 405, Deaths: 23, Death-rate: 6,0 %
    Treated by Allopathy: Cases: 635, Deaths: 109 , Death.-rate 17,0 %

    Soll heißen, Herr Hümmer, Sie sollten sich einmal um eine solidere Zahlenbasis bemühen. Ihre schwarz-weiße Sichtweie, wonach unter allopathischer Behandlung praktisch alle Patienten starben und unter homöopathischer praktisch keiner, stimmt ebenfalls nicht.

  22. Hümmer sagt:

    @ Norbert Aust:
    Die Häresie ist mir NICHT abhanden gekommen!
    Aber: Ich kann doch 100% Sterben und nahezu 100% Überleben mit homöopathischer Therapie nicht einfach auf die Seite schieben, egal zu welcher Zeit es sich ereignete?!
    @ Alte Weser:
    „….. zur Selbstkorrektur nicht in der Lage.“
    Wenn Sie genau hinschauen, dann können Sie wahrnehmen, dass die Selbstkorrektur gerade durch kritische Homöopathen erfolgt!
    Die Arzeimittelprüfung war zwar ein zentrales Axiome Hahnemanns, basiert aber z.T. auf Fehlschlüssen (Hahnemann hat im übrigen viele seiner Überzeugungen anhand neuerer Erkenntnisse zu Lebzeiten revidiert), eine saubere C 200 Doppelblindstudie wird es also vermutlich nie geben.
    Es bleibt das geniale Simile-Prinzip!
    Der Häretiker

  23. AlteWeser sagt:

    @Hümmer:
    „….bei der Behandlung bakterieller Erkrankungen erleben wir schon jetzt den RESISTENZ-GAU,….“

    Eine Folge der Evolution, der anpassungsfähigste überlebt, auch bei den Bakterien. Und das ist doch gleich welches Argument FÜR die Wirksamkeit der Homöopathie??

    „…Die Verwender bescheinigen homöopathischen Arzneimitteln dabei eine besonders gute Verträglichkeit: Die breite Mehrheit ist überzeugt, dass homöopathische Arzneimittel nebenwirkungsarm sind….“

    Und das ist doch gleich welches Argument FÜR die Wirksamkeit der Homöopathie??

    Was mich wirklich überzeugen würde, dass an den Zuckerkügelchen etwas dran ist, das wäre folgendes: Eine erfolgreiche C200 Arzneimittelprüfung nach allen Regeln der Kunst, randomisiert, placebokontrolliert, doppelt verblindet, reproduziert, reproduzierbar. Schließlich ist die Arzneimittelprüfung die Basis der Homöopathie, DANACH könnte man über Therapieerfolge reden.

    Und was haben wir in der Realität? Zum Beispiel die Geschichte des Okoubaka. Selbst die Carstens-Stiftung schreibt:

    „Die Studie glänzt durch das gute Studiendesign und die klare Beschreibung der Ergebnisse. Das Ergebnis ist ernüchternd für Homöopathieanwender und wird sicher Fragen nach sich ziehen. Limitierungen der Studie und mögliche Erklärungen werden von den Autoren ausführlich diskutiert.“

    Und doch wird das Präparat fleißig beworben und verkauft.

    Die Homöopathie ist keine Lehre, es ist Leere und Beliebigkeit, zur Selbstkorrektur nicht in der Lage.

  24. Pingback: Homöopathen und ihre “Erfahrungen” mit tödlichen Epidemien @ gwup | die skeptiker

  25. Norbert Aust sagt:

    Die Häresie ist Ihnen aber offenbar jetzt doch abhanden gekommen.

    > Kann es sein, dass 73% aller Frauen von uns bösen Homöopathen “in die Irre geführt werden”?

    Natürlich kann es das, und nicht nur die Frauen. Vor ein paar Hundert Jahren glaubten praktisch 100 % der Menschen an Hexerei und den bösen Blick. Was sagen uns da 73 %?

    Schauen Sie sich doch an, wie die einseitige Darstellung der Homöopathie als ganzheitliche, sanfte aber wirkungsvolle Therapie auf allen Kanälen präsent ist und durch alle Ritzen quillt. Ob Printmedien, Ratgeberliteratur, Volkshochschulen, Apotheken, Ärzteschaft, sie alle propagieren doch recht unreflektiert und einseitig das Bild einer sanften, ganzheitlichen und dennoch wirksamen Therapieform als ein rundum-sorglos Paket ohne Reue. Wer sich tatsächlich informieren will, findet doch kaum mehr zutreffende Informationen über die wahre Natur der homöopathischen Arzneimittel. Kritischer Homöopath Hümmer ist das in Ihrem Sinne?

    > Bringen Sie doch endlich mal eine Statistik, welche SCHÄDEN wir anrichten

    Mach ich, gleich nachdem Sie eine Statistik gebracht haben, welchen objektiven NUTZEN Sie erreichen.

    > dazu gibt es genaueste Aufzeichnungen und Statistiken aus der damaligen Zeit!

    … nur leider (aus Sicht der Homöopathie) sind wir nicht mehr im 19. Jahrhundert. Es sollte sich auch bis zu den Homöopathen herumgesprochen haben, dass seitens der konventionellen Medizin heute eine andere Ausgangslage herrscht als vor 150 Jahren und die früheren Vergleiche ohne jede Relevanz für die heutige Situation sind.

    > Merken Sie Parallelen (zumindest was die KAUSALE schulmedizinische Behandelbarkeit anbetrifft) zu Ebola?

    Nein.

    > Und nicht nur bei viralen Erkrankungen hat die Hochschulmedizin keinerlei KAUSALE Therapiemöglichkeit,

    Die Homöopathie auch nicht. Oder finden Sie, dass Wasserschütteln eine kausale Therapie für Ebola ist?

  26. Pingback: Homöopathie: Erfolge bei Cholera, Diphterie und Gelbfieber – nichts als heiße Luft!! | Ratgeber-News-Blog

  27. Hümmer sagt:

    Allensbach https://www.bah-bonn.de/presse-und-publikationen/pressemitteilungen/artikel/repraesentative-befragung-immer-mehr-menschen-nehmen-homoeopathika/
    „20.10.2014. Über die Hälfte der Bevölkerung hat bereits homöopathische Arzneimittel angewendet. Der Anteil der Verwender stieg von 53 Prozent im Jahr 2009 auf aktuell 60 Prozent. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Mai und Juni dieses Jahres durchgeführt hat. Befragt wurden insgesamt 1.503 Personen ab 16 Jahren in ganz Deutschland.

    Die Studie zeigt auch, dass vor allem Frauen zu Homöopathika greifen. 73 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, diese Arzneimittel zu verwenden, der Anteil der Männer liegt bei 48 Prozent. In Westdeutschland nehmen 64 Prozent homöopathische Arzneimittel ein, im Osten des Landes sind es 44 Prozent.
    Gefragt wurden die Verwender auch, bei welchen Beschwerden sie Homöopathika erfolgreich genommen haben. 56 Prozent der Verwender gaben unter anderem Erkältungen und grippale Infekte, 30 Prozent Stärkung des Immunsystems und 24 Prozent Insektenstiche/ Sonnenbrand an. 22 Prozent sagten, dass sie Homöopathika erfolgreich bei Kopfschmerz genommen haben, gefolgt von Verdauungsbeschwerden (21 Prozent) sowie Schlaflosigkeit und Magenbeschwerden (jeweils 19 Prozent).
    Die Verwender bescheinigen homöopathischen Arzneimitteln dabei eine besonders gute Verträglichkeit: Die breite Mehrheit ist überzeugt, dass homöopathische Arzneimittel nebenwirkungsarm sind. Über die Hälfte stimmt den Aussagen zu, dass Homöopathika besonders gut verträglich und zudem gut für Kinder geeignet sind.
    …..“
    Kann es sein, dass 73% aller Frauen von uns bösen Homöopathen „in die Irre geführt werden“?
    Bringen Sie doch endlich mal eine Statistik, welche SCHÄDEN wir anrichten!!
    Im übrigen:
    Ihre rasante Verbreitung fand die Hömöopathie in den USA im 19.Jahrhundert, als z.T. 100% der Menschen an den grassierenden Seuchen verstarben, für die die damalige Schulmedizin keinerlei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung hatte, homöopathisch behandelte Patienten dagegen überlebten eigentümlicherweise zu fast 100% (dazu gibt es genaueste Aufzeichnungen und Statistiken aus der damaligen Zeit!)
    Merken Sie Parallelen (zumindest was die KAUSALE schulmedizinische Behandelbarkeit anbetrifft) zu Ebola? (Und bevor hier wieder ein unqualifizierter Kommentar kommt: Die Intensivmedizin leistet AUCH HIER unmessbar segensreiches…!)
    Und nicht nur bei viralen Erkrankungen hat die Hochschulmedizin keinerlei KAUSALE Therapiemöglichkeit, auch bei der Behandlung bakterieller Erkrankungen erleben wir schon jetzt den RESISTENZ-GAU, und manch einer von Ihren Kämpfern für den Schutz vor der „demagogischen“ Homöopathie („so schädlich wie eine Zigarette“) wird dereinst froh sein, zur homöopathischen Zigarette greifen zu können…..
    „….nicht die Topauswahl unter der Ärzteschaft…..“: Circa 60% aller niedergelassenen Allgemeinärzte rezepiert homöopathische Medikamente……!?!?!

  28. Norbert Aust sagt:

    @ ApoDoc, AlteWeser

    Als ich mit diesem Blog anfing, hatte ich meine Ergebnisse und Schlussfolgerungen den Autoren der jeweiligen Arbeiten schriftlich mitgeteilt und zu einer Stellungnahme eingeladen. Ich habe nie eine Antwort erhalten. So habe ich auch hier davon abgesehen, den DZVhÄ direkt anzusprechen. Vergebliche Liebesmüh. Schauen Sie sich einmal diesen Beitrag auf dem DZVhÄ-Blog an, wie dort mit kritischen Fragestellungen umgegangen wird: http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=6043#comments

    Es gibt in Deutschland rund 150.000 niedergelassene Ärzte. Ein paar Tausend davon, soweit ich weiß weniger als 3 % davon, sind beim DZVhÄ organisiert. Um sich der Homöopathie zuzuwenden muss man ja einige Kernpnkte seiner Ausbildung schlicht vergessen haben oder bewusst ignorieren. Ich erkläre mir das so, dass es eben nicht die Topauswahl unter der Ärzteschaft ist, die dieses Kunststück fertigbringt.

  29. Norbert Aust sagt:

    Sie sprechen da einen Punkt an, der mich auch etwas umtreibt. An einer anderen Stelle hatte ich mich schon darüber verbreitet, dass der Staat seine Bürger vor aller möglichen Unbill schützt, das aber im Gesundheitswesen nicht tut. Auf einer Zigarettenschachtel muss auf eine ganz bestimmte Weise eine Warnung ganz bestimmten Inhalts angegeben werden, obwohl doch wahrscheinlich jeder, der Tabak legal kaufen darf, darüber informiert sein dürfte, dass Tabakrauch schädlich ist.

    Aber im Gesundheitswesen gibt es keine Bestrebungen, einen Patienten, der auf diesem Gebiet Laie ist und vielen widersprüchlichen Informationen ausgesetzt ist, entsprechend zu warnen. Obwohl die Folgen wesentlich schwerwiegender sein können. Die Medien, viele Regalmeter Ratgeberliteratur, Volkshochschulen, Apotheker, Ärzte, alle möglichen Institutionen verbreiten die Mär von der sanften und wirksamen Homöopathie und anderer Therapieformen – und führen den Verbraucher in die Irre. Und nichts geschieht.

  30. ApoDoc sagt:

    Wie sieht es mit einer Stellungnahme des DZVhÄ aus? Gerade die letzten Absätze schreien doch nach einer Rechtfertigung! Ich bin als Apotheker und angehender Arzt wirklich über soviel Dreistigkeit beim Zitieren von Arbeiten erschüttert. Wie konnte sowas in einer Zeitung abgedruckt werden? Lesen die Leute des DZVhÄ das eigentlich?
    Ich habe ja schon oft erlebt, das Laien irgendwas zitieren, oder auf eine Studie verweisen, die im Nachhinein deren Aussage sowas von gar nicht stützt, aber das sind eben Laien… Ich bin geschockt von der Ignoranz mancher meiner Kolleginnen und Kollegen.

  31. AlteWeser sagt:

    Einmal mehr Dank und Anerkennung für die detaillierte Aufarbeitung!

    Eine Frage, die sich mir jetzt und immer wieder stellt: Wie schaffen es die Vertreter des DZVhÄ , sich solch sachlichen und fundierten Argumenten zu verschließen? Ich glaube, sie sind weder zu dumm noch sind sie verlogen. Sie glauben einfach nur, Homöopathie ist für sie eine Art Religion. Und Glauben kann man nicht mit Argumenten begegnen.

  32. Esoterroropfer sagt:

    Auch von mir ein großes Danke.
    Für mich unverstellbar, wie Sie nur die Geduld aufbringen durch soviel blatanten Unfug zu kämmen.

    Jetzt eine ganz unabhängige Frage, wieso ist es leicht jemanden weger übler Nachrede anzuklagen, aber diverse Verschwörungstheorethiker sind anscheinend davon ausgenommen. Früher oder später kommen Homoöpathen ja immer auf die böse Pharma und Ihre Helfer die wissentlich Böses tun, nur um das thematisch ein wenig anzunähern…
    Ich verstehe ja, daß es dann nur das Bild der Verschwörung bei den Indoktinierten verstärkt und bin mir auch nicht sicher, ob es im Gesamten helfen würde. Das dies jedoch überhaupt nocht nie passiert ist verwundert mich.

  33. Fliegenschubser sagt:

    Ich schließe mich Dr. Rupprecht an.

  34. Pingback: Lachen ist die beste Medizin | Wirklich skeptisch

  35. Dr.Rupprecht sagt:

    Ich wiederhole mich hier gerne : Es ist bewundernswert, mit welcher Akribie Sie immer wieder aus allen nur möglichen ( und unmöglichen Ecken ) Fakten finden und analysieren um zu zeigen, welch unsinniger Zusammenhang zwischen dargestellter Wirkung der Homöopathie mit der Medizin von heute besteht. Ich find es erschreckend, dass diese Fakten von Leuten vorgetragen werden, die ja offensichtlich gestandene Wissenschaftler sind. Für wie dumm halten diese Menschen uns ??

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