Vielen Dank, Homeopathy Research Institute

dafür, dass Ihr nun auch offiziell eingesteht, dass es keine belastbaren Nachweise für die Wirksamkeit der Homöopathie gibt.

Ja, richtig. Wir Kritiker brauchen uns nicht mehr aufwändig mit den angeblichen Nachweisen zur Homöopathie auseinandersetzen, wir können auf diesen Artikel auf der Webseite des Homeopathy Research Institute verweisen, also die Forschungsvereinigung der britischen Homöopathen. Eine zuverlässigere Quelle kann es nicht geben. Grundregel: Ergebnisse, die der eigenen Interessenlage widersprechen, sind mit Sicherheit zigmal überprüft und von allen denkbaren Blickwinkeln analysiert worden, bevor sie verbreitet wurden.

Es geht um die zusammenfassende Darstellung der insgesamt vier systematischen Reviews von Robert T. Mathie, mit der die gesamte vorliegende Evidenz aus klinischen randomisierten Vergleichsstudien ausgewertet wurde. Das HRI berichtet über die erste der Meta-Analysen, bei der individualisierte homöopathische Behandlungen im Vergleich zu Placebo untersucht wurden:

„… dass die Wirkung individuell verschriebener homöopathischer Arzneimittel signifkant höher ist als die Wirkung von Placebos,“

was noch recht optimistisch klingt, weiter unten jedoch – aber wir wollen nicht vorgreifen.

Für die drei anderen Analysen, in denen (1) nicht-individualisierte Behandlungen gegen Placebo verglichen werden, sowie nicht-placebokontrollierte Studien zu (2) individuellen und (3) nicht-individuellen homöopathischen Behandlungen, verzichtet das HRI auf Angaben zu den Ergebnissen. Es wird jeweils ausgeführt, dass man die Literaturrecherche entsprechend der verstrichenen Zeit aktualisiert hätte und dass es Listen gäbe, welche Studien betrachtet und welche ausgeschlossen wurden. Weniger Ergebnis kann man eigentlich nicht berichten. Was kann der aufmerksame Leser daraus schließen? Eben, dass die Ergebnisse dieser drei Arbeiten nicht so ausgefallen sind, dass das HRI gerne darüber berichten würde. Man hat auch offenischtlich keinen Kunstgriff finden können, die Ergebnisse schönzureden. Komplette Fehlanzeige also.

Bleibt also die individualisierte Homöopathie übrig.

Da spricht das HRI dann weiter von „zumindest geringen spezifischen Wirkungen“ – um weiter unten auszuführen, dass aufgrund der schlechten methodischen Qualität der Studien selbst dieses – in meinen Augen kümmerliche – Ergebnis nur mit Vorsicht zu interpretieren ist. Was im Klartext nichts anderes heißt, als dass man sich nicht darauf verlassen sollte, das dies auch zutrifft.

Was wollen wir Homöopathiekritiker mehr?

Selbst die Gralshüter der Homöopathie, die nota bene vor noch nicht allzu langer Zeit gegen das NHMRC mobil gemacht hatten, weil dort das gleiche Ergebnis erzielt und veröffentlicht wurde, schreiben jetzt, dass es keine belastbare Evidenz für die vielfach beschworene eminente Wirksamkeit der Homöopathie gibt.

Eine schönere Quelle als Beleg für diesen Sachverhalt kann es eigentlich nicht geben.

I rest my case.

Bild: Pixabay

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4 Antworten zu Vielen Dank, Homeopathy Research Institute

  1. Q.e.d., wieder einmal. Es gibt Anlass, auf meinen prophetischen Kommentar aus dem Jahre 2019 zurückzukommen.

    Das Homeopathy Research Institute (das eine Art Pressebüro in Berlin eröffnet hat) geht Arm in Arm mit der DHU und dem Zentralverein homöopathischer Ärzte in die Offensive. Das sieht so aus, dass das HRI eine Art Studiendatenbank eröffnet hat, in dem sich derzeit eine kleine Handvoll – teilweise hier bei Norbert Aust schon besprochener – Einzelarbeiten zur Homöopathie findet.

    So weit, so unerheblich. Nun werben allerdings die beiden genannten Institutionen ausgerechnet mit der HRI-Chefin Rachel Roberts, die den Claim von sich gibt, dass „die besten Studien“ belegen würden, dass Homöopathie deutlich über den Placebo-Effekt hinaus wirke. Das hat man nun auch noch in eine „Pressemitteilung“ gegossen.

    Bei Twitter wurde bereits damit geantwortet, dass gerade Mrs Roberts mit Sicherheit weiß, dass umgekehrt ein Schuh daraus wird. Denn Robert Mathie aus ihrem eigenen Hause hat ja das genaue Gegenteil dokumentiert.

    Eine Antwort darauf gab es nicht. Fazit: Wer keine Sachargumente hat, stellt Behauptungen auf. Wer verzweifelt ist, widerspricht dabei den eigenen früheren Ergebnissen. Wer panisch ist, verbreitet auch noch Pressemitteilungen mit diesem Inhalt.

  2. Meine Prognose: Es wird nicht lange dauern, bis die bekannte Seite homöopathie-online diese Veröffentlichung des HRI als den ultimativen Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie feiern wird. Kurz danach wird das durch ein tiefschürfendes Interview mit Dr. Tournier unterfüttert werden, gespickt mit den üblichen Seitenhieben auf das NHMRC und dem zum x-ten Mal kundgetanen Geheimwissen, dass der Ombudsmann in Australien nun aber ganz bestimmt ganz kurz davor sei, deren Metaanalyse öffentlich zu verbrennen.

    Ich bin ganz gut im Wahrsagen.

  3. Pingback: Homeopathic Panic: Her mit den Anwaltsbriefen, Klagen und Verfügungen | gwup | die skeptiker

  4. Vitulus sagt:

    So, wie zu erwarten.

    Quod erat expectandum

    Nun aber muss auch mal Schluss sein, Forscher haben wichtigeres zu tun als einen 250 Jahre alten Schildbürgerstreich zu entlarven.

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