Argumente für Tierhomöopathie…

 … hält man mitunter kaum für möglich. Bisher hatten wir uns auf diesem Blog mehr auf dem akademischen Niveau bewegt, indem wir uns zumeist mit  Forschungsergebnissen beschäftigt haben, die in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. Eine Leserin hat mich jetzt auf einen Aufsatz aufmerksam gemacht, den ein homöopathisch arbeitender Tierarzt in einem an Hundehalter gerichteten Magazin veröffentlicht hat.

In der Tat sträuben sich einem die Haare darüber, was ein akademisch ausgebildeter Mensch so von sich geben kann. Hier geht es zwar wieder einmal um Hunde, aber Aufbau und Inhalt der Argumentation findet man durchaus auch bei Human-Homöopathen wieder, so dass sich eine Auseinandersetzung mit dem Text lohnt.

Der Artikel ist in ‚WUFF-Online‘ erschienen, einer Publikation, die sich mit allgemeinen Themen rund um den Hund eben an den Hundefreund richtet. In diesem Umfeld haben die Aussagen eines promovierten Veterinärs durchaus Gewicht. Der größte Anteil der Leser dürfte kaum darin geübt sein, pseudowissenschaftliches Geschwurbel als das zu erkennen, was es ist, und die Aussagen zu hinterfragen.

Aber auch diese Ergüsse sind Quellen, aus denen sich mögliche Patienten informieren, höchst wahrscheinlich sogar in wesentlich größerem Umfang als durch seriöse Veröffentlichungen zum Thema. Es ist durchaus zum Verzweifeln, mit welcher Leichtigkeit Vertreter der Homöopathie ein großes Publikum erreichen können, welchen Aufwand wir aber, die wir versuchen objektiv zu informieren, treiben müssen, um unsere Leser zu erreichen.

Im Folgenden ist der Text des Originalartikels komplett wiedergegeben, meine Anmerkungen dazu finden sich

>> eingerückt in kursiver Schrift

unmittelbar unter den betreffenden Textpassagen.

Die Fairness gebietet es, dass der Autor des Artikels darüber informiert wurde, dass dieser Blogbeitrag hier erschienen ist, und dass er selbstverständlich per Kommentar zu meinen Ausführungen Stellung nehmen kann, die ich ebenso selbstverständlich nicht weiter redigiere

———————————————— Beginn der Textbesprechung

Homöopathie & Placeboeffekt

Kritiker der Homöopathie werden nicht müde, auf den Placeboeffekt hinzuweisen, wenn es um die Erklärung der Wirkung dieser Heilmethode geht.
Dieser Umstand hat Tierarzt Dr. Michael Fischer dazu veranlasst, sich kritisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Nach 35 Jahren Erfahrung mit Homöopathie in der Veterinärmedizin erlaube ich mir, Ihnen, werte Leser, meine Gedanken dazu mitzuteilen. Ich beziehe mich dabei auf die Definition von Placebo bei Wikipedia. ­Betrachten wir diese nun konkret Stück für Stück:

„Ein Placebo … ist ein Scheinarzneimittel, welches ­keinen Arzneistoff enthält und somit auch keine durch einen ­solchen Stoff verursachte pharmakologische Wirkung
haben kann.“ (Wikipedia)

>> Die Definition von Placebo ist ziemlich nebensächlich, wenn man über den Placeboeffekt schreibt. Das Placebo ist nur der Namensgeber für diesen Effekt, hat aber selbst wenig mit dem Effekt zu tun.

Wirkung durch immaterielle Kräfte
Niemand hat je behauptet, dass die Homöopathie eine durch einen Arzneistoff verursachte pharmakologische Wirkung habe. Im Gegenteil: Die Homöopathie definiert sich über die Wirkung ohne Materie.

>> Eine Wirkung ohne Materie gibt es nach allen Erkenntnissen der Physik nicht. Materie ruft Kräfte hervor (atomare Anziehungskräfte, Magnetismus, elektrische Kräfte, Gravitation), die auf andere Materie wirken können. Für alles andere liegen auch nicht die geringsten Hinweise vor – außer den bislang völlig unbewiesenen Behauptungen der jeweiligen Verfechter solcher Lehren. Der Glaube an Geister und Gespenster hat genau die gleichen Grundlagen wie diese.

Wem ein Beweis gelingen würde, dass solche Dinge real existieren, der könnte alle Wissenschaftspreise der Welt abräumen, sich die von James Randi ausgelobte Million US-Dollar auszahlen lassen sowie andere von den diversen Skeptikerorganisationen ausgesetzten Preise. Allein, bisher sind alle diesbezüglichen Versuche gescheitert.

Insofern gibt es eine Parallele zur Placebo-Wirkung. Von den Kritikern wird behauptet, ein homöopathisches Arzneimittel (vor allem in Hoch­potenz) könne nicht wirken, weil es kein Molekül des ­Ausgangsstoffes mehr enthalte. Deshalb könne es sich nur um eine Placebo-Wirkung handeln. Wie jetzt? Also doch eine ­Wirkung, nämlich eben als Placebo? Im Placebo ist aber auch kein Wirkstoffmolekül enthalten und trotzdem wird eine Wirkung anerkannt! Worüber diskutieren wir ­eigentlich? Geht es darum, ob Homöopathie wirkt, oder darum, wie sie wirkt?

>> Dem Verfasser sollte eigentlich der Unterschied zwischen einer spezifischen Arzneiwirkung und einem unspezifischen Effekt bekannt sein. Immerhin verfügt er über einen Doktorgrad. Oder wird hier die Verwirrung durch das Durcheinanderwerfen von Oberbegriffen (‚Wirkung‘) aber unterschiedlicher Detailinhalte gezielt eingesetzt?

Homöopathie – nur als Placebo anerkannt?
Nehmen wir einmal an, dass die Wirkung der Homöopathie anerkannt ist, wenn auch nur als Placebo.

>> Eine behauptete Wirkung ist nachgewiesen oder sie ist es nicht. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Eine ‚Anerkennung‘ einer Wirkung, was eher nach einem individuellen Beschluss klingt, den man treffen kann oder auch nicht, gibt es nicht.

Dann geht es also darum, wie wirkt sie. Hahnemann, der Begründer dieser Heil­methode, spricht von einer „geist­artigen“ Wirkung. Natürlich meint er damit nicht das Schlossgespenst, sondern eine immaterielle Kraft, die jeder Zelle innewohnt und auch lebloser Materie, wie z.B. mineralischen Substanzen, etwa Quarz oder Metallen, wie Eisen. Es handelt sich dabei quantenphysikalisch um biologisch wirksame elektromagnetische Schwingungen, die Information übertragen.

>> Geschwurbel. Hat der Autor wirklich verstanden, was er da schreibt? Quantenphysik ist Quantenphysik und spielt sich von daher in Größenordnungen ab, in der es keine Biologie gibt. Wassermoleküle, oder besser noch Elektronen oder gar Photonen, leben nicht. Die Atome, aus denen wir bestehen, sind einige Milliarden Jahre alt und werden nach dem in ihren Zeitmaßstäben gemessenen kurzen Gastspiel in unseren Körpern auch noch weitere Milliarden Jahre existieren. Quantenphysik beschäftigt sich damit, was die Atome zusammenhält, nicht wie sie in irgendwelchen Systemen wirken.

Was sind ‚biologisch wirksame elektromagnetische Schwingungen, die Informationen übetragen‘? Wenn es so etwas tatsächlich gibt, dann müssen diese Phänomene die Größenordnungen, die in der Quantenphysik ein Rolle spielen, deutlich hinter sich gelassen haben, um eine biologische Wirkung zu erzielen.

So, wie ein TV-Gerät nicht-materielle Informationen überträgt

>> Unsinn: Elektromagnetische Schwingungen und Wellen, die ein Fernseher verarbeitet, gehören sehr wohl zu den materiellen Dingen, da sie zur Entstehung materieller Vorgänge bedürfen, etwa des Flusses eines elektrischen Stromes. Wer sich davon überzeugen will, dass da nichts immaterielles dahintersteckt, sollte einmal eine Sendeanlage besichtigen.

(Sie können den Fernseher zerlegen und chemisch analysieren, Sie werden die Nachrichten und die Schauspieler des Kriminal­films nicht finden),

>> Unsinn hoch drei. Der Fernseher erzeugt auf dem Bildschirm eine zunächst bedeutungslose und beliebige Menge von bunten Punkten, die wir erst in unserem Kopf zu einem Bild zusammenfügen und mit Bedeutung assoziieren, z. B. mit einem traurigen oder freundlichen Gesicht. Sorry, welches geistige Niveau unterstellt der Autor denn seinen Lesern?

so transportiert das Lösungsmittel die Schwingung der Arznei und deshalb finden Sie auch keine chemische Substanz, weil es sich um eine physikalische Wirkung handelt.

>> … die, wie oben ausgeführt, ohne Materie nicht denkbar ist.

Informationen werden in der Technik stets in Form von Schwingungen, Magnetfeldern etc. übermittelt

>> Unsinn. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, Informationen zu übertragen, wie es physikalische Erscheinungen gibt. Akustik, Optik, Mechanik, Hydraulik, Pneumatik etc. werden entsprechend eingesetzt – und innerhalb dieser Felder noch eine Vielzahl unterschiedlicher Effekte.

– nur bei belebter Materie sollte das lt. Kritikern der Homöopathie nicht funktionieren? Es ist bereits seit ca. 40 Jahren nachgewiesen, dass die Körperzellen durch Bio-Photonen, das sind kleinste Lichtteilchen ohne Masse, miteinander kommunizieren.

>> Tatsächlich? Ich dachte, das geht im Wesentlichen über elektrische Impulse, die von den Nerven übertragen werden, oder über Botenstoffe, die Rezeptoren beeinflussen.

Was heißt ‚kommunizieren‘? Nicht jeder Austausch- oder Transportprozess ist gleich eine Kommunikation. Oder ‚kommuniziert‘ eine Regenwolke über die Regentropfen selektiv mit der unter ihr liegenden Straße, die auf diese Nachricht dadurch reagiert, dass sie nass wird?

So viel zur wissenschaftlichen ­Theorie, die die Kritiker der Homöopathie, obwohl sie sich auch als Wissenschaftler bezeichnen, offenbar nicht kennen (wollen).

>>Wie bitte? Was von dem bisherigen Text war eine wissenschaftliche Theorie oder gar eine Auseinandersetzung mit einer solchen? Sollte dies der Versuch einer Abhandlung über die wissenschaftlichen Grundlagen der evidenzbasierten Medizin gewesen sein? Dann ist das aber sehr, sehr dürftig ausgefallen.

Placebo vs. Homöopathie
Nun möchte ich die Wirkung von homöopathischen Arzneien noch der Wirkung von Placebos gegenüber­stellen. Zum Placebo heißt es bei Wikipedia weiter: „Die positive Erwartungshaltung gegenüber einer Behandlung wird von vielen Placeboforschern als wichtigste Voraussetzung für das Auftreten eines Placeboeffektes betrachtet.“ (Wikipedia)

>> Die Voraussetzung für eine positive Erwartungshaltung ist allerdings, dass der Patient eine Heilbehandlung auch als solche erkennen kann. Ohne dieses Erkennen könnte er wohl kaum eine positive Erwartungshaltung entwickeln. Das dürfte bei einem Hund in der Tierarztpraxis tatsächlich nur in geringem Umfang gegeben sein.

Das würde bedeuten, dass ein Hund, der in der tierärztlichen Ordination hechelnd und sabbernd vor Angst Untersuchungen und letztlich noch eine (homöopathische) Injektion über sich ergehen ließe, anschließend mit einer positiven Erwartungshaltung nach Hause geht und deshalb gesund wird …

>> Natürlich nicht.

„Zu den Faktoren, die die Erwartungshaltung beeinflussen, gehören auch das Verhalten, der berufliche Status oder der gute Ruf des Behandlers. Einen Behandler, der sich für den ­Patienten Zeit nimmt, empathisch auf den Patienten eingeht und sich von seiner Behandlung überzeugt zeigt, stärkt die Erwartungshaltung des Patienten.“ (Wikipedia)
Ein Hund, der nichts anderes will als aus der Ordination hinaus, soll es schätzen, wenn sich der Tierarzt besonders viel Zeit für ihn nimmt? Oder ist es doch der gute Ruf des Behandlers?

>> Klar, das sind alles Dinge, die ein Erkennen der Bedeutung dieser Merkmale voraussetzen. Das kann ein Hund, wie schon gesagt, wohl kaum leisten.

„Des weiteren haben Behandlungs­modalitäten Einfluss auf die Erwartungshaltung. Invasive Maßnahmen wie Injektionen oder operative ­Eingriffe wecken eine größere Erwartungshaltung als die orale Verab­reichung von Medikamenten, beziehungsweise Placebos.“ (Wikipedia)

Meiner bescheidenen Erfahrung nach wecken Injektionen bzw. alle Manipulationen vor allem Angst bei Tieren, weil sie ja nicht wissen, was mit ihnen geschieht.

>> dito, siehe oben.

„Experimentell konnte 2008 nachgewiesen werden, dass auch allein der angegebene Preis eines Scheinpräparates die Placebowirkung beeinflusste. Ein angegebener hoher Preis bewirkte dabei einen stärkeren Placebo-Effekt als ein geringerer Preis.“ (Wikipedia)
Jetzt ist das Rätsel gelöst …!
Also ganz im Ernst, verehrte Kritiker, das kann wohl nicht Euer Ernst sein, dass dieser Placebo-Effekt der Grund für Veränderungen im körperlichen und seelischen Befinden eines Tieres nach einer homöopathischen Behandlung sein soll!?

>> Also ganz im Ernst, lieber Autor, ist jetzt dieses hier ganz belanglose Prinzip nicht langsam zur Genüge totgeritten? Natürlich treffen die auf den Menschen bezogenen Aussagen zum Placeboeffekt aus der Wikipedia auf Hunde nicht zu. Es ist ein recht einfacher Trick, etwas argumentativ zu widerlegen, was niemand je ernsthaft in Erwägung gezogen hat, und dies dann als ‚Beweis‘ oder ähnlich zu verwenden. Solches kann nur bei Lesern funktionieren, die nicht mit der Materie vertraut sind. Billige Rhetorik also.

Warum zitieren Sie nicht die folgende Passage aus dem gleichen Wikipedia-Artikel, aus dem Sie sich so ausgiebig bedienen:

„Placebowirkungen sind auch bei Tieren bekannt und Forschungsgegenstand. Neben dem erwähnten Rattenexperiment zur Immunsuppression wurde Konditionierung in Bezug auf Morphine (bereits von Pawlow) und Insulin gezeigt. Ob ein Erwartungsmodell auf Tiere übertragbar ist, wurde bisher nicht empirisch untersucht. Konditionierung wie Erwartungen beruhen auf Erfahrung und Lernen. Somit sind diese beiden plausiblen Erklärungsansätze beschränkt auf wiederholte Behandlungen mit deutlicher Besserung. (…) Während die Rolle von Opioiden (…) für Placebophänomene bei Tieren unbekannt ist, gibt es viele Studien zur Wirkung menschlichen Kontakts auf den physiologischen Zustand und die Gesundheit von Tieren.“

Einfluss der Halter als Placebo-Wirkung für den Hund?
Aber so schnell geben sich die kritischen Geister nicht geschlagen. Der placeboartige Einfluss auf das Tier und auch auf Säuglinge und Kleinkinder käme vom Besitzer bzw. den Eltern auf Grund deren Erwartungshaltung, sind sie überzeugt.

>> siehe das Wikipedia-Zitat oben.

Heißt das, dass diese Personen ursprünglich gar nicht erwartet hatten, dass eine schul­medizinische Behandlung wirkt? Sonst müsste ja der gleiche Effekt eintreten wie bei der Homöopathie. Warum aber, bitte schön, gehen sie dann zuerst zum Schulmediziner mit negativer Erwartung und dann erst zum Homöopathen, wo sie an eine Heilung glauben?

>> Heißt das ganz sicher nicht. Diese Argumentation setzt voraus, dass der auf einem Erkennen der Heilbehandlung beruhende Placeboeffekt der einzige Mechanismus wäre, der zur Genesung führt. Diese Behauptung ist jedoch ebenfalls von niemandem aufgestellt worden.

Also gut, sei dem, wie es sei, aber wo ist hier die chemische Formel, der Stoff, der einzig und alleine wirken kann? Oder wirkt in diesem Fall wieder eine nicht-materielle Kraft, die der Homöopathie abgesprochen wird? Wird hier der Placebo-Effekt mit eben dem Prinzip erklärt, das die ­Wirksamkeit der homöopathischen Arznei widerlegen soll?

>> Hier wirkt keine nicht-materielle Kraft, die es – siehe oben – nicht gibt. Welche materiellen (!) Prozesse bei kognitiven und emotionalen Prozessen ablaufen, ist offenbar gerade Gegenstand intensiver Forschung, über die man in den Medien hin und wieder informiert wird, z. B. hierhier oder hier. Man erspare mir allerdings, den Stand der Forschung zu beschreiben, denn mein Verständnis dieser Dinge ist nicht besser ausgeprägt als das des Autors zur Quantenphysik.

Dass die geistige Haltung des Besitzers die Gesundheit seines Schützlings beeinflusst, das wird für möglich gehalten, aber, dass die potenzierte Arznei nach dem gleichen Prinzip (Resonanz – siehe unten) eine Heilkraft auf den Organismus ausüben können soll, darüber amüsiert man sich in vermeintlich wissenschaftlichen Kreisen!

>> Über diese Gedankenkette kann man sich in der Tat amüsieren. Ist es in der Veterinärmedizin tatsächlich unbekannt, dass die ‚geistige Haltung‘ eines Individuums, hier eines Hundehalters, sich in seinem Verhalten niederschlägt, auf das dann ein anderes Individuum, hier sein Hund, reagiert? Wird in der Veterinärmedizin tatsächlich die Wichtigkeit der Beziehung zwischen Mensch und Hund in diesem Ausmaß geleugnet?

Die Quantenphysik hat da kein Problem, für sie gibt es Kraftfelder, die mit anderen Kraftfeldern, die in der gleichen Frequenz schwingen, in Resonanz treten können, also im Takt mitschwingen.

>> Die Quantenphysik kann kein Problem haben, denn dies ist keine Person. Wohl aber scheint der Autor ein Problem mit der Quantenphysik zu haben. Die Dimensionen, in denen sich quantenmechanische Effekte abspielen sind um einige Zehnerpotenzen kleiner als bei den für uns relevanten physikalischen, chemischen und biologischen Effekten. Einen Eindruck davon, welcher gigantische apparative Aufwand notwendig ist, um sich experimentell dieser Größenordnung zu nähern, kann man der Wikipedia zum Thema CERN entnehmen.

Ein Beispiel dafür, das viele aus der Schulphysik kennen werden, ist das Verhalten von Stimmgabeln desselben Tones. Wird eine von ihnen angeschwungen, beginnen nach ­kurzer Zeit die anderen im Raum mitzuschwingen. Aber vielleicht ist auch die Quantenphysik keine Wissenschaft, wer weiß?

>> Eine angeregte Stimmgabel erzeugt Schallwellen, also Schwankungen im Luftdruck, die geeignet sind, materielle (!) periodische Kräfte auf einen anderen Körper zu übertragen. Hat der die gleiche Eigenfrequenz, dann kommt es zur Resonanz. Das hat nichts mit Quantenmechanik zu tun. Außer natürlich, dass alle diese Objekte nicht existieren würden, wenn es die Phänomene nicht gäbe, mit denen sich die Quantenphysik beschäftigt.

Unterschiede Homöopathie zu ­Placebo
Noch einige theoretische Überlegungen zum Placebo, dann komme ich zur Praxis. Die Homöopathie folgt gewissen Gesetzmäßigkeiten, z.B., dass es sehr häufig zuerst zu einer Verstärkung der Beschwerden, der sogenannten Erstreaktion, kommen kann, bevor die andauernde Besserung/Heilung einsetzt.

>> … wobei man diese Dinge unterschiedlich interpretieren kann. Bei der Erstverschlechterung kann es sich auch um eine Verschlimmerung der unbehandelt gebliebenen Beschwerden handeln, bevor die Heilungsmechanismen eintreten, die hier noch gar nicht angesprochen wurden. Der natürliche Krankheitsverlauf etwa oder die normale Schwankung des Befindens bei chronischen Beschwerden.

Das gibt es beim Placebo nicht.

>> Was zu beweisen wäre.

Außerdem wirkt in der Homöopathie nicht immer die erste verordnete Arznei, sondern oft erst die zweite oder dritte, eben die richtige.

>> Oder sie wirkt – vermeintlich – erst dann, wenn die für den natürlichen Krankheitsverlauf benötigte Zeit verstrichen ist

Das Versagen einer Behandlung fördert aber wohl kaum die positive Erwartungshaltung von Patient oder Tierhalter, was aber für den Placebo-Effekt notwendig ist (siehe oben)!

Hat eine (richtig gewählte) homöopathische Arznei eine erwünschte Wirkung und lässt diese Wirkung nach einiger Zeit nach, so stellt sie sich nach ­Wiederholung der Gabe derselben Arznei wieder ein, oft sogar stärker und länger anhaltend. Beim Placebo nimmt der Effekt in so einem Fall jedoch deutlich ab.

>> Was ebenfalls nur eine unbelegte Behauptung ist.

Abschließend aber das stärkste Argument: Viele Tierhalter haben mir nach erfolgreicher Behandlung gestanden, dass sie nicht an eine positive ­Wirkung geglaubt hätten, sondern nur gekommen wären, weil irgend jemand sie dazu gedrängt hätte und sie halt das auch noch versuchen wollten, um sich keinen Vorwurf machen zu müssen! Die laut Definition unabdingbare ­positive Erwartungshaltung hatte also definitiv gefehlt, daher kann es keinen Placebo-Effekt gegeben haben!

>> Dies beweist nur, dass der auf der Erwartungshaltung beruhende Placeboeffekt nicht zum Tragen gekommen ist, was aber auch niemand ernsthaft unterstellt hat. Daraus folgt aber noch lange nicht zwangsläufig, dass es das homöopathische Mittel gewesen sein muss, das gewirkt hat, siehe unten.

Homöopathie ist kein Placebo
Fazit: die Homöopathie kann mit ­Placebo nicht erklärt werden!

>> Jedenfalls nicht mit dem auf das Erkennen basierenden Placeboeffekt, wie ihn der Autor hier verwendet. Dass es auch andere Bedeutungen des Wortes ‚Placeboeffekt‘ gibt, kann man dem vom Autor ausgiebig zitierten Wikipedia-Artikel entnehmen. Eine etwas ausführlichere Abhandlung als an dieser Stelle möglich findet sich hier auf diesem Blog.

Für alle, die jetzt noch daran zweifeln, dass die Homöopathie wirkt, habe ich zum Schluss ein Fallbeispiel (eines von ­vielen!).

>> Hier begeht jetzt der Autor seinen eigentlichen logischen Fehlschluss. Diese Argumentation setzt voraus, dass es in der betrachteten Behandlungssituation entweder den auf das Erkennen der Behandlung basierenden Placeboeffekt gibt oder die Wirkung des homöopathischen Medikaments – sonst nichts.

Das aber ist ein Irrtum!  Das kann man leicht feststellen, wenn man überlegt, wie denn die Tiere während der Jahrmillionen, bevor es die Veterinärmedizin gab, ihre Krankheiten und Beschwerden überwunden haben. Oder widerspricht die Einsicht, dass Tiere und Pflanzen in der Natur von Krankheiten und Leiden heimgesucht werden, dem in der Alternativmedizin besonders gerne gepflegten Weltbild einer idyllischen und sanften Natur? Wenn dieses Bild zuträfe, wie haben dann die ganzen existierenden Krankheitserreger und Parasiten die Evolution überlebt?

Für eine ausführlichere Betrachtung der Heilungsursachen sei auf diesen Beitrag hier im Blog verwiesen.

Die 3-jährige Pudelmix-Hündin Buffi wird mir im Juli 2008 wegen Stubenunreinheit, Hyperaktivität, Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit mit hysterischem Bellen und Neigung zu Erbrechen und Durchfall, sowie nervösem Harnabsatz in kurzen Intervallen vorgestellt. Schon nach der ersten homöopathischen Behandlung war die Hündin deutlich entspannter, bellte viel weniger, und sowohl die Unreinheit als auch die Verdauungsstörungen waren weg. Nach vier Wochen sah ich sie erneut, weil sie wieder nervöser wurde. Die zweite Behandlung ­brachte Zufriedenheit für alle Beteiligten fast eineinhalb Jahre lang. Dann stellte sich neuerlich nervöser Durchfall und ängstliche Hysterie mit Bellen wegen Nichtigkeiten ein. Die Verdauung hatten wir sofort wieder im Griff, auch die Stubenunreinheit, die sporadisch wieder auftauchte, ist seitdem vorbei. Die Angst und Schreckhaftigkeit sind bis heute wesentlich besser, ob sie jemals ganz verschwinden werden, kann ich nicht sagen. Da wird wohl auch eine erbliche Komponente im Spiel sein, die auch die Homöopathie nicht ganz ausschalten kann. Die Besitzerin ist jedoch glücklich und kann mit dem erreichten Zustand gut leben.

>> Alles sehr rührend und gerade richtig für das Herz der Leser dieser Zeitschrift, weniger allerdings für deren Verstand. Der aufgeklärte Leser würde sich zum Beispiel fragen, ob denn das, was der Autor hier beschreibt, immer eintritt. Bei wie vielen Hunden mit gleichen Symptomatik hat die Behandlung nicht geholfen? Wieviele Hunde gleicher Symptomatik sind auch ohne Medikament gesund geworden? Ohne diese Aussagen ist der Einzelfall als Nachweis wertlos.

Beispiel: Helmut Schmidt, der ehemalige Bundeskanzler, raucht zeit seines Lebens eine unglaubliche Menge von Zigaretten der übelsten Sorte (mit Menthol), und ist heute im Alter von 94 Jahren körperlich und geistig noch erstaunlich fit. Welche Rückschlüsse kann man daraus hinsichtlich der positiven Wirkung von Mentholzigaretten auf den menschlichen Organismus ziehen?

Eben.

Was ist die schulmedizinische Alternative mit ihren hochwirksamen Medikamenten? Psychopharmaka, die nur so lange wirken, wie sie gegeben werden, stopfende Mittel und Antibiotika bei akutem Durchfall, Medikamente gegen Erbrechen bei Bedarf. Es erfolgt also keine grundlegende Veränderung, sondern nur eine rein symptomatische Behandlung der Auswirkungen, aber nicht der Krankheit selbst.

>> Wenn das alles ist, was der Herr Autor als promovierter Veterinär an Methodik kennt, dann ist es vielleicht wirklich besser, er konzentriert sich auf die Homöopathie…

Zudem wird der Organismus durch die chemischen Substanzen belastet, besonders Leber und Nieren als Entgiftungs- bzw. Ausscheidungsorgane!

Wir Homöopathen sind nicht grundsätzlich gegen herkömmliche Medikamente, auch wir brauchen sie dann und wann. Es sollte jedoch auch von der anderen Seite anerkannt werden, dass es mehr gibt, als sich derzeit mit unserem Wissen vollständig erklären lässt. Wissenschaft ist, Phänomene aufzuklären und nicht, sie zu leugnen.

>> Wenn es diese Phänomene denn tatsächlich gäbe – aber gerade dafür steht der Nachweis aus. Dieser Blog beschäftigt sich intensiv mit wissenschaftlichen Abhandlungen, die angeblich die Existenz der von den Homöopathen behaupteten Effekte wissenschaftlich belegen. Bisher hat noch nicht eine Studie der Überprüfung standgehalten. Alle positiven Ergebnisse beruhten bisher auf Fehlern in den Messverfahren, den Analysen und der Logik der Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden.

Immerhin handelt es sich bei der Homöopathie um eine Methode, die sich seit 200 Jahren millionenfach bei Mensch und Tier bewährt hat.

>> Was zu beweisen wäre.
Man bedenke: In der Humanmedizin hatte sich die Humoraltherapie (die Viersaftlehre) des Hippokrates rund 2000 (!) Jahre gehalten. Dazu gehörten die berüchtigten Methoden des Aderlasses, der Brechkuren, Abführmittel, die von den zeitgenössischen Ärzten auch so eingeschätzt wurden, dass sie sich millionenfach bewährt hätten. Zumindest muss man das glauben, wenn man nicht alle Ärzte aus Altertum, Mittelalter und früher Neuzeit für Verbrecher hält. Wer will, kann sich in dieser Quelle ca. aus dem Jahr 1750 davon überzeugen, dass man von der heilsamen Wirkung des Aderlasses überzeugt war. Dennoch gilt er heute als Therapie für die Leiden, bei der er früher eingesetzt wurde, als eher abträglich.

———————————————————– Ende der Textbesprechung

Fazit:

Ein solcher Text ist allenfalls geeignet, mögliche Tierhalter bzw. Patienten vom Nutzen der Homöopathie zu überzeugen, die sich mit Naturwissenschaft und Logik noch nicht auseinandergesetzt haben. Aber genau aus diesem Personenkreis dürfte sich die überwältigende Mehrheit der Leser der meisten Publikumszeitschriften rekrutieren, ob sie sich jetzt an eine bestimmte Gruppe mit gemeinsamer Interessenlage oder übergreifend an Alle richten. Zumeist gibt es dann in Presse, Fernsehen oder Internet keine Plattform, die den gleichen Leserkreis erreicht, auf der man die Gegenargumente veröffentlichen könnte.

Ich fürchte, auch dieser Blogbeitrag erreicht diejenigen, an die er sich eigentlich richtet, eher nicht.

Seufz.

Quelle:

[1] Fischer M: ‚Homöopathie & Placebo‘, undatierter Beitrag in der Onlineausgabe von WUFF, Link

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10 Antworten zu Argumente für Tierhomöopathie…

  1. Pingback: Nach Dummfug-Kommentar: Ein Apotheken-Portal hat seine liebe Not mit Homöopathie-Kritikern @ gwup | die skeptiker

  2. Peter sagt:

    Danke für diesen Artikel!
    Bei diesem Fallbeispiel kräuseln sich mir die Zehennägel, da man einmal mehr (wie es bei Bachblüten oder Schüssler absolut üblich ist) schwere Verhaltensstörungen, die ein langes Training benötigen, mit irgendwelchen „Arzneien“ behandeln will.
    Jaja, total komplementär…

  3. Finanzer sagt:

    Ich frag mich angesichts der Äußerungen des Herrn Tierarztes über die Tiere in seiner Praxis, was für ein Tierarzt er ist. Natürlich haben Tiere meistens Angst beim Tierarzt und wissen nicht genau warum sie gepickst und „drangsaliert“ werden. Aber nach meiner Erfahrung (ich weiß „Anekdoten“) wissen die Tier genau, dass ihnen geholfen wird, insbesondere wenn sie vorher deutliche Beschwerden (zB kaputte Zähne) hatten, die hinterher weg sind. Und auch durch liebevolle Zuwendung durch Arzt und Arzthelfer kann das Nervenkostüm der Tiere beeifnlusst werden und Ängste gemildert. Wenn er sowas nicht weiß und nur vor Angst schlotternde Tiere kennt, dann möchte ich zu dem meine Katzen bringen. Aber was ich eigentlich sagen wollte, auf Grund der Erfahrungen nach einem Tierarztbesuch kann mE sehr wohl bei weiteren Besuchen ein Placeboeffekt ausgelöst werden, auch wenn die Tiere Angst haben sollten. Wenn der Herr Tierarzt seine Tiere so behandelt, dass nur noch Angst übrig bleibt und bei ihm vll. sogar ein Nocebo-Effekt entsteht, dann ist vll besser er würde aufhören seinen Beruf auszuüben.

  4. Josef Skandera sagt:

    Seit ich den Blödsinn der Homöopathen gelesen habe, weis ich, wie wichtig es ist, daß immer mehr Menschen über diesen Unsinn aufgeklärt werden.

  5. KeinAnfang sagt:

    Ich hatte noch nicht Zeit den ganzen Artikel zu lesen, aber eines ist mir gleich aufgefallen.

    Niemand hat je behauptet, dass die Homöopathie eine durch einen Arzneistoff verursachte pharmakologische Wirkung habe. Im Gegenteil: Die Homöopathie definiert sich über die Wirkung ohne Materie.

    Neben der erwähnten Tatsache, dass es keine „nicht materielle Wirkung“ gibt, ist das in der „normalen“ Homöopathie bestenfalls eine billige Ausrede.
    Warum muss denn dann eine „Urtinktur“ verwendet werden?
    Also Homöopathika basieren auf materieller Grundlage. Sprich, es geht nicht darum, WIE Homöopathie wirkt. Denn selbst wenn es ein komplett unbekannter und neuer physikalischer Mechanismus wäre, müsste sie ja nachweisbar sein.
    Denn nach Hahnemann bestimmt ja die Ausgangssubstanz die Wirkung. Also IST Homöopathie eine Form der Chemie und damit Teil der „Materie“.
    Jene, die dann diese Bindung aufheben, sind meines Erachtens keine Homöopathen.
    Aus der Tatsache, dass „echte“ Homöopathen und „falsche“ Homöopathen den gleichen Erfolg haben, lässt sich schon alleine über beide Gruppen eine (negative) Aussage treffen.

    PS.: Weiter so

  6. Dave sagt:

    Im Bereich Gesundheit findet sich bei Wuff Online allerlei zum Themekomplex komplementäre „Medizin“: Hyperthermie, Homöopathie, Mistel geg Krebs, Antroposophisches… Den Überschriften nach alles nur positives. Wirklich *seufz*

  7. Breß sagt:

    Hallo,

    Eine kurze Anmerkung zu der vermeintlichen Nichtwirkung eines Placeboeffekts wenn man der Behandlung nicht positiv gegenüber steht:

    Wenn ich einer Sache nicht positiv gegenüber stehe gibt es noch die Optionen neutral und negativ. Ich frage mich zunächst wenn ich dem Ganzen negativ gegenüberstehe werde ich die Sache (Behandlung) nicht mitmachen. Somit auch kein möglicher Placeboeffekt

    Wenn ich einer Sache neutral gegenüber stehe dann lehne ich sie weder ab noch bin ich ihr total verschrieben aber ich habe, vielleicht bewusst oder unbewusst, die Auffassung es könnte ja doch wirken. Somit könnte der Placeboeffekt wieder seine Wirkung entfalten.

    Leider finde ich die Referenz nicht mehr, in der erwähnt wird, dass selbst wenn man der Sache (Behandlung) nicht positiv gegenüber steht es einen Placeboeffekt geben kann. Ebenfalls zeigt sich beim Menschen, dass bestimmte Personen empfänglicher für den Placeboeffekt sind als andere. Man sieht also das es viele Einflussfaktoren gibt die den Placeboeffekt beeinflussen.

    Interessant wie von einem Scharlatan versucht wird besorgte Menschen in die Hände der Homöopathie zu treiben.

    Dr. Breß

  8. Lieber Norbert,

    vielen Dank!! Es ist Zeit, dass auch die Hundehalter mal die Wirklichkeit hinter den Ausführungen vieler Gurus und hochgelobter Trainer/Tierärzte etc. lesen. Es bleibt zu hoffen, dass Objektivität auch ein Mitspracherecht beim Lesen hat…aber wie du schon sagst: *seufz*

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